Eizoar5e schriebGerry_Ghetto schrieb
Ich gehe davon aus, dass Arch Linux einfach den neuesten LTS-Kernel von kernel.org für linux-lts paketiert. Da Arch Linux eine Rolling Release Distribution ist, macht das auch durchaus Sinn.
Der ist nur derzeit noch nicht der LTS-Kernel, das ist immer noch der 5.4.99, auch wenn der 5.10 es mal von der Planung her werden sollte.
Das ist deine Sicht. Ich behaupte nicht, dass sie falsch ist, aber sie ist anders, als diejenige der Kernelentwickler. Jedenfalls wird 5.10 auf
https://www.kernel.org/category/releases.html bereits als LTS-Kernel gelistet.
Eizoar5e schrieb
Ich habe es auch in der Vergangenheit noch nicht erlebt, dass der LTS-Kernel hier aktueller als der stable-Kernel ist.
Das kann sein. Da `linux` und `linux-lts` zwei unterschiedliche Pakete sind, können sie auch unterschiedliche Maintainer haben, die unterschiedlich schnell paketieren. Man beachte den Konjunktiv. Ich habe nicht nachgeschaut, ob dies auch tatsächlich so ist.
Wenn du beim Maintainer oder den Maintainern nachfragst, sollte sich das Mysterium lösen lassen. Ich denke, es gibt dafür einen logisch nachvollziehbaren Grund.
Eizoar5e schrieb
Welchen Sinn soll ein LTS-Kernel noch haben, der sich auf dem gleichen Releasestand wie der stable-Zweig befindet?
Der Zweck eines LTS-Kernel ist der gleiche wie derjenige eines "normalen" Kernels. Die Version ist dabei unerheblich. LTS bezieht sich nur auf den Supportzeitraum.
Eizoar5e schrieb
Interessanterweise endet der Support für den 5.10-Kernel schon Dec, 2022, während der 5.4-Kernel noch bis Dec, 2025 gewartet wird, in sofern verstehe ich auch nicht, warum man nicht bei 5.4 geblieben ist.
Macht ja nichts, dass der Support "schon" im Dezember 2022 endet. LTS bedeutet nur, dass der Kernel länger gewartet wird. Mehr nicht.
Grundsätzlich kann jede Distribution ja selber entscheiden, welchen LTS-Kernel sie nutzen wollen. Im Prinzip kann eine Distribution auch einen "normalen" Kernel zu LTS machen, hat dann aber auch sehr viel mehr Arbeit. Ubuntu macht(e) das teilweise auch so.
Eizoar5e schrieb
Gerry_Ghetto schrieb
Nein, LTS steht für "Long Term Support" und bezeichnet den Zeitraum, in welcher die Software offiziell gewartet wird. LTS hat nicht direkt mit Reife oder Stabilität zu tun. Kernel 5.11 konnte ja länger reifen als Kernel 5.10.
Das kommt auf die Komponente an; wie das Beispiel des pwc-Moduls zeigt, muss eine höhere Version nicht unbedingt auch besser gereift sein. Ich darf bei der Gelegenheit auch mal an die kürzlich aufgetretenen Problem mit dem nVidia-Treiber unter Kernel 5.9 erinnern, der wochenlang nicht lief, weil man bei nVidia noch nicht soweit war. Da war der ältere LTS-Kernel überhaupt die einzige Möglichkeit, das System noch nutzen zu können. So etwas kann immer mal wieder vorkommen, in sofern wäre es schon vernünftig, wenn der LTS-Kernel der aktuellen Entwicklung etwas hinterher läuft.
Das stimmt, nicht jede Reifung führt immer zu einem besseren Ergebnis. Und ich habe auch nicht gesagt, dass reifer gleichbedeutend mit besser ist.
Bezüglich nVidia kann ich dir mangels praktischer Erfahrung nichts sagen. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass das Paketieren von closed-source für Arch Linux eher ein undankbarer Job ist.
Eizoar5e schrieb
Gerry_Ghetto schrieb
Naja, wenn sich die Version des LTS-Kernels ändert, kann das durchaus vorkommen, dass gewisse Software nicht mehr funktioniert. Und wenn du darauf angewiesen bist, dass sich die Kernelversion über Jahre hinweg nicht ändert, dann solltest du eher sowas wie CentOS oder Debian wählen.
Das Problem ist nicht die Kernelversion, sondern dass das Modul ab dem Kernel 5.10 nicht mehr funktioniert (soviel dann auch zum Thema "reift mit dem Kernel"). Dazu gibt es einen
Bugreport und seit Januar-2021 auch schon einen
Patch, aber bis der mal in die offiziellen Quellen aufgenommen wird, kann noch ewig dauern. Da die pwc-Kameras auch nicht mehr besonders populär sind, hat man damit offensichtlich auch keine Eile. Mit dem LTS-Kernel 5.4 lief es noch, aber das hat nichts mit der Kernelversion zu tun, sondern mit der fortlaufenden Entwicklung des aktuellen Kernels.
Gut, dann weisst du ja, woran es liegt und kannst dementsprechend reagieren.
Beispielsweise könntest du deinen eigenen Kernel mitsamt dem Patch bauen =>
https://wiki.archlinux.org/index.php/Kernel/Arch_Build_System
Du könntest dann "linux-custom" booten und bekämst dennoch alle Kernelaktualisierungen von linux-lts, ohne dass dein Kernel überschrieben werden würde. Und von Zeit zu Zeit kannst du testen, ob der Arch Kernel gefixt wurde.