matthias
Die letzte Ausgabe des ArchLinux-Newsletters enthält ein Interview mit Aaron ("phrakture") Griffin, dem neuen Arch-Chefentwickler. Nutzer konnten dazu eine Zeit lang Fragen im englischen Forum einreichen. Ich hänge den offiziellen Text mal unten an. Besonderer Dank gilt Eduardo ("kensai") Romero, der die offizielle Version vorab für die Übersetzung zur Verfügung gestellt hat.
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Fragen an Aaron Griffin
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Von: pain of salvation
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1) Warum hast Du dich für Arch entschieden? Was ist Dein bevorzugtes DE oder Dein WM? Und benutzt Du noch Windows?
Ich habe mir Arch eigentlich nicht bewußt ausgesucht. Es war für mich zunächst nur eine weitere Haltestelle auf dem Weg durch die Distributionen. Ich wurde nicht wirklich von irgendwas Bestimmten angezogen, aber als ich dann anfing, Arch zu benutzen (wie das vielen anderen Archern auch ist), schien einfach alles plötzlich gut zusammenzupassen.
Mein Lieblings-WM hat sich während meiner Zeit mit Linux oft geändert. Am Anfang habe ich Gnome benutzt. Das war in Ordnung, da ich mit Windows vertraut war. Nach einer Zeit wurde es mir jedoch irgendwie zu viel, und ich wechselte zu Fluxbox. Später habe ich eine Weile lang WMI benutzt (den Vorläufer von WMII und DWM), und an irgendeinem Punkt habe ich dann plötzlich Ratpoision verwendet. Das war ähnlich wit mit Arch: Alles schien gut zusammenzupassen, und so bin ich dabei geblieben.
Im Hinblick auf Windows: Ich benutze es beruflich, denn die meisten Werkzeuge, die wir da brauchen, liegen nur in Win32 vor. Zu Hause allerdings habe ich seit langem noch nicht einmal eine Windows-Partition. Selbst als ich noch viel Warcraft 3 gespielt habe, habe das unter Wine installiert. Ich denke, ich bin jetzt seit etwa drei Jahren "Windows-frei".
Von: Sigi
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2) Wo siehst Du Arch in fünf Jahren?
Hmmm, soweit mag ich gar nicht vorausdenken. Da gibt es zu viele Variablen, und es ist zu schwierig vorherzusagen, was klappen wird und was nicht. Fünf Jahre sind zudem eine SEHR lange Zeit in der OSS-Welt.
Ich würde immer noch gern sehen, daß unsere Entwickler für das, was sie tun, auch tatsächlich bezahlt werden - wenn man annimmt, daß unser Wachstum für fünf Jahre kontierlich anhält. Davon mal abgesehen, werden wir wohl einfach mit dem weitermachen, was wir nun auch tun.
Von: foxbunny
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3) Was magst Du am meisten an Arch? Und an der Entwicklung von Arch?
Hm, ich würde niemals die richtigen Worte finden, um das selbst auszudrücken. Also werde ich einen Ausdruck von Elliott (cactus) klauen - ich mag, daß Arch eine "Meta-Distribution" ist. Damit meine ich, daß eine Arch-Installation sehr klein und präzise ist, und alles kann von da aus aufgebaut werden. Es ist eine Distro, die vom Individuum geformt wird, und nicht von der breiten Masse.
Von: Cerebral
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4) Wie siehst Du die Arbeit an Arch? Als einen Job, als einen vergnüglichen Zeitvertreib, oder noch etwas anderes?
Oh, was für eine schwere Frage. Ich ordne es irgendwo dazwischen ein. Ich sehe es größtenteils als Job, ABER in meinem Alltags-Job kann ich mich nicht in gleichem Maße für Dinge begeistern, wie es bei Linux-orientiertem Zeug der Fall ist. Also bekomme ich bei Arch und allgemeinem Linux-Kram schon eine Menge Spass heraus.
Von: Dusty
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5) Nachdem Du nun schon einige Wochen lang seine Schuhe ausprobiert hast: Was ist deine größte Einsicht über Judds Position, an die Du vorher niemals gedacht hättest?
Es ist schwer, auf globaler Ebene noch jede Kleinigkeit nachzuverfolgen. Ganz besonders, wenn die Leute nicht gewöhnt sind, dich über alles auf dem Laufenden zu halten. Alles im Auge zu behalten, was mit der ganzen Distro geschieht ist schon eine Art von Strafarbeit - aber auch immer noch Spass.
Von: Jerry
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6) Brauchen wir derzeit zusätzliche Devs oder TUs?
Nun, ich denke wir können immer ein paar zusätzlich Hände gebrauchen. Was wir in der Zukunft auf jeden Fall brauchen werden, sind eher Nicht-Entwickler. Also etwa Leute, die die Dokumentationen scheiben - die Doku zu formalisieren ist eine der Sachen, die ich wirklich gern schon sehr bald machen würde.
Und auch bei den TUs bin ich sicher, daß die immer ein paar zusätzliche Leute gebrauchen können.
Von: peets
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7) Kannst du kurz definieren, was für Dich der "Arch Way" bedeutet?
Für mich geht es beim "Arch Way" darum ... naja, minimal zu sein. Man tut, was getan werden muß, ohne Pauken und Fanfaren. Alles Drum und Dran kann man später hinzufügen. Es geht darum, daß die Funktion wichtiger ist als die Form.
Von: Jessehk
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8) Welche Richtung wird Arch Deiner Meinung nach nehmen? Möchtest Du, daß es stärker kommerzialisiert wird (mit formelleren Strukturen usw.), oder soll es ein Spaß-Projekt für realtiv erfahrene Nutzer bleiben?
Ich denke, beide Ideen sind realisierbar. Im Moment ist es irgendwo dazwischen. Ich bin sicher, daß wir alle gerne Geld für unsere Arbeit hätten, aber das nicht wirklich der Grund, warum wir überhaupt hier sind - es nicht das treibende Ziel hinter Arch. Wir sind alle hier, um etwas zu produzieren, das wir dann auch gerne benutzen.
Von: murffatskig
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9) Welche Fehler siehst Du in Arch, die Du gern verbessert hättest?
Unser Entwicklungsprozess läuft noch so nicht glatt, wie ich ihn gerne hätte. Pakete zu bauen, ist eine ziemlich zeitaufwändige Sache, also sind wir damit einen großen Teil unserer Zeit beschäftigt. In der Zukunft würde ich diese Zeit gern mit automatisierten Builds und Werkzeugen dieser Art herunterkürzen, so daß wir mehr Zeit für Dinge auf höherer Ebene haben.
Von: raymano
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10) Welchen Teil von Arch - wenn überhaupt einen - würdest Du gerne ändern, damit er mehr dem KISS-Prinzip entspricht?
Hmmm. Ich glaube, im Ganzen betrachtet unterstützen wir zu viele "offizielle Pakete". Aber nicht jeder stimmt mir an dieser Stelle zu, also beachtet, daß nur meine persönliche Meinung ist.
Wir haben Tausende von Paketen, die von ArchLinux-Entwicklern offiziell betreut werde, welche die Leute jedoch nur selten nutzen. Das meist eine Verschwendung von Zeit, Raum und Rechenleistung. Ich würde es wirklich gerne sehen, wenn mehr von diesen Paketen beiseite geschoben werden. Nicht unbedingt ins AUR oder das Community-Repo, aber vielleicht in unabhängige Community-Projekten (nach dem Beispiel von kdemod).
Von: Phrodo_00
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11) Was ist deine Meinung über Werkzeuge, die die Installation von Paketen aus dem AUR schmerzfrei gestalten, wie yaourt und so? Wird Arch jemals mit einer Standard-Methode ausgeliefert werden, die dies ermöglicht?
Meine Position hier ist die, die ich schon immer hatte: Das reißt einfach ein viel zu großes Sicherheitsloch, als dass man dies noch für eine gute Idee halten könnte. Automatisierte Werkzeuge dieser Art erlauben es dir, Pakete zu bauen, ohne daß Du jemals siehst, was das PKGBUILD macht.
Ich könnte gleich eine Datei hochladen, die dein ganzes Home-Verzeichnis entfernt, könnte kurz in den IRC oder Foren springen, und Leute bitten, dies zu testen - mit den automatisierten Werkzeugen dieser Art hätte ich dann mal eben die Daten einer MENGE Leute vernichtet. Wenn Du gezwungen bist, auf das PKGBUILD zu schauen, würde es dir wahrscheinlich auffallen.
Also, Alles-in-allem: Ich bezweifele, daß so etwas jemals offiziell werden wird. Das könnte nur geschehen, wenn wir gleichzeitig sicherstellen, daß ein PKGBUILD und das daraus resultierende Paket absolut sicher sind (das war der ursprüngliche Sinn der "flag safe"-Funktion).
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Und hier noch ein paar Fragen als Zugabe:
Von: Mikko777
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Hast Du Angst vor He-Man?
Natürlich nicht. Der ist ein Schwächling, genau wie sein Vater vor ihm!
Von: jb
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Wie erreichen Skelette eigentlich Muskelmasse?
Meistens kannst Du das im Laden an der Ecke kaufen. Sieh nur zu, daß es zu etwa 98% fettfrei ist, sonst rutscht es dir direkt zu den Beinen runter.
Von: john_schaf
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Wurde Dein Computer jemals gehacked? Wenn ja, wie oft?
phrakture wurde gehacked?
Von: phrakture
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Kannst Du wirklich ein Auto über deinen Kopf heben?
Wie - kannst Du das nicht?