Wie
hier angekündigt, wird das Installations-Medium jetzt wieder mit einem Installer ausgeliefert, mit dem der Benutzer durch die Installation geführt werden kann.
Ich habe das aktuelle ISO heruntergeladen, an eine VM angebunden und erwartungsvoll gestartet.
Hier meine Eindrücke:
1. nach dem Start wird dem Benutzer der übliche Begrüßungstext präsentiert, ein Hinweis auf den Installer und wie er aufzurufen ist, fehlt. Ein neuer Benutzer, der die Ankündigung nicht gelesen hat, erfährt also nichts von der Möglichkeit der geführten Installation
2. der Benutzer wird im Begrüßungstext nicht darauf hingewiesen, dass er zunächst mit „loadkeys“ die Tastaturlokalisierung erledigen muss. Den Hinweis gab es in früheren Images, wird aber mit dem vor einiger Zeit überarbeiteten Begrüßungstext nicht mehr angezeigt. Neue Benutzer werden ohne den Hinweis nicht wissen, wie sie ihre Tastatur an die lokalen Gegebenheiten anpassen müssen
3. nach dem Aufruf von „archinstall“ bekommt man eine 21-Punkte-Liste der Sprachen vorgelegt; deutsch ist nicht dabei. Für die Suche nach weiteren Sprachen soll man das Fragezeichen („?“) oder „help“ eingeben. Das Fragezeichen funktioniert nicht, wenn man vorher seine Tastatur nicht umgestellt hat, und nach „help“ bekommt man eine Suchaufforderung, in der man Teile der Zeichenkette eingeben soll; als Beispiel wird „-sv“ genannt, wobei der Bindestrich wegen fehlender Lokalisierung wieder nicht angenommen würde. Gebe ich jetzt „deu“ ein in der Hoffnung, eine deutsche Lokalisierung vorgeschlagen zu bekommen, stürzt das Python-Skript einfach ab. Gebe ich „ger“ ein, stürzt es auch ab, auch bei „german“, gebe ich hingegen „deutsch“ ein, geht es weiter mit der Wahl des Landes für den Download der Pakete. Es ist also überhaupt nicht nachvollziehbar, welcher Suchbegriff an der Stelle einzugeben ist, und warum „deu“ als Teilzeichenkette von „deutsch“ zu keinem Suchergebnis sondern zum Absturz des Skripts führt.
4. In der Länderliste für den Download der Pakete wird Deutschland als „Germany“ unter dem Punkt 12 aufgeführt. Die Wahl soll durch die Nummer oder den vollen Namen möglich sein. Der Name kann aber wieder nicht eingegeben werden, weil auch nach Pkt. 3 die Tatstatur immer noch keine deutsche Lokalisierung hat, und folglich „z“ und „y“ vertauscht sind. Da frage ich mich schon, was der Pkt. 3 überhaupt bringen soll, die Tastatur wird jedenfalls damit nicht umgestellt; also mit „12“ das Land für den Paketdownload gewählt.
5. Danach geht es an die Formatierung der Partitionen, interessanterweise wurde hier auch das Device „sr0“ vorgeschlagen, obwohl es das DVD-Laufwerk ist, das nicht partitioniert werden und auch nicht als Ziel für die Installation herhalten kann. In der Folge kann man noch Fragen zur Partitionierung und dem zu verwendenden Dateisystem beantworten. Es wird eine Verschlüsselung angeboten, hier sollte man sich aber bei der Eingabe des Kennworts daran erinnern, dass man immer noch mit einem US-Tastaturlayout unterwegs ist. Danach werden die Konten für root und optional weitere Benutzer angelegt, wobei auch hier die Falle des falschen Tastaturlayouts bei der Eingabe der Kennwörter droht
6. Danach kann man aus Profilen eine Desktop-Umgebung für die Installation wählen, das dürfte aber eingefleischten Arch-Benutzern nicht schmecken, weil sie hier weitgehend die Kontrolle verlieren, was überhaupt installiert wird. Den Punkt kann man aber überspringen, ebenso wie die Aufforderung nach Installation weiterer Pakete.
7. Dann geht es ans Netzwerk: da wird mir der Ethernetadapter vorgeschlagen, und ein „Copy ISO network configuration to installation“. Letzterer sagt mir erst einmal nichts und wird auch nicht näher erklärt. Ich vermute, dass es sich dabei um die Konfiguration handelt, die beim Start des Installationsmediums automatisch erstellt wurde. Eigentlich eine gute Idee, aber erklärungsbedürftig. Ich habe trotzdem den Ethernetadapter gewählt und danach DHCP für die Konfiguration des Adapters.
8. Danach wird man zur Konfiguration der Zeitzone aufgefordert, als Beispiel wird „(Europe/Stockholm)“ genannt, was man dort als deutscher Benutzer einzutragen hat, kann man nur erahnen. Eine Auswahlliste gibt es nicht und akzeptiert wird hier alles, wobei man schon bei der Eingabe des Schrägstrichs wieder seine Probleme wegen der Tastaturbelegung bekommen wird.
9. Danach erscheint noch einmal eine Übersicht der Installationsoptionen als Fragment eines Skripts. Nach Bestätigung wird dann die Partition nach den Vorgaben formatiert, und dann wieder Absturz des Skripts.
Fazit: ich hatte keinen chicen Installer erwartet, was ich sah, war aber mehr als enttäuschend und eigentlich der Qualität einer Distribution wie Arch nicht würdig. Es erschließt sich mir auch nicht, welche Zielgruppe man damit erreichen möchte: der erfahrene Benutzer braucht so einen Installer nicht, und dem unerfahrenen Benutzer ist er keinerlei Hilfe. Fehlende Informationen, unplausible Dialoge und vor allem die laufenden Abstürze bei den verschiedensten Gelegenheiten sind einfach nur frustrierend und werden einen neuen und mit Arch unerfahrenen Benutzer eher abschrecken als ihn an die Distribution zu führen. Ich habe jedenfalls mit diesem Installer keine Installation zustande gebracht; am Ende saß ich vor einer partitionierten und formatierten Platte ohne Betriebssystem.
Ich werde mir dieses Mal auch nicht die Mühe machen und dem Entwickler die Fehler melden, weil das Teil für mich einfach nur nutzlos und überflüssig ist.
Just my 2¢.